Chancen und Risiken der Trump-Präsidentschaft: Prof. Dr. Joachim Krause

Prof. Dr. Joachim Krause

Seit Donald Trump aussichtsreicher Kandidat auf die Präsidentschaft in den USA war, beherrscht er die öffentliche Diskussion und provoziert viele Fragen. Denn er ist nicht leicht greifbar. Als Präsident werden die Fragen drängender – dem ist der American Club of Hamburg bei seiner Dinner Speech am Donnerstag im Park Hyatt auf den Grund gegangen. Referiert hat Prof. Dr. Joachim Krause, Leiter des Instituts für Sicherheitspolitik der Christian-Albrechts-Universität in Kiel – eine internationale Koryphäe.

Krause ließ sich nicht auf Prognosen festlegen – er sprach von Szenarien für die kommenden Jahre und gefragt, womit Deutschland gut beraten sei im Zusammenhang mit Trump sagte er: „Wir sollten versuchen herauszufinden, wie wir die nächsten vier Jahre überleben“. Fazit des Experten: Trump ist mit keinem Präsidenten „der letzten 75 Jahre“ vergleichbar. Er sei „Narzisst, aber kein suizidaler Jihadist – und zum Glück ist es auch nicht so einfach, einen Atomkrieg anzuzetteln“ so Krause zur Frage, ob Trump die Welt ins Verderben stürzen werde. Generell sei sein Eindruck, dass Trump vor allem gerngehabt werden wolle und empfahl daher: „Wenn man ihm widerspricht, sollte man es so tun, dass er es nicht merkt. Wenn man ihn erst einmal etwas einschleimt, dann kann man anschließend vermutlich auch deutlich direkter sein“.

Professor Krause beim Vortrag

Auf Sorgen, dass die Trump-Administration schlimme Folgen für Europa haben könnte in Sicherheitsfragen aber auch der Handelspolitik zeigte sich Kruse eher optimistisch. Trump habe nun Leute, denen er vertraut um sich herum – und die würden zur Nato stehen. So würde Trump lernen, „das Amerika ohne Aliierte und Partner niemals großartig sein kann“. Auch die Sorge vor einem „Deal“, den Trump mit Putin machen könnte zum Nachteil Europas hält er für unrealistisch. Vielmehr sie „die Russische Schadenfreude im November“ einer großen Sorge gewichen ob der Unberechenbarkeit Trumps. Und schließlich ergänzte er, sein Eindruck sei, Trump habe „keine Ahnung, was Amerika in der Vergangenheit großartig gemacht hat“.

Schließlich sah Krause auch positive Trends, wobei „mit Blick auf Frankreich die Gefahr nicht gebannt“ sei – die „offensichtliche Ahnungslosigkeit“ und die Gefahr, dass „der Missbrauch der Machtfülle des Präsidenten gegen Individuen“ deutlich zunehme, habe zu mehr Bewusstsein für die Werte und Vorteile einer freiheitlich liberalen Weltordnung gebracht. So sei die Regierung in den USA wie keine andere im Fokus von Medien und Satire – und die Institutionen der USA funktionierten. Dennoch wollte Krause „wegen der vielen Waffen im Land“ als schlimmstes Szenario „bürgerkriegsartige Situationen in den USA“ ebenso wenig ausschließen wie die Möglichkeit, „dass Trump lernt und versteht und am Ende doch noch ein guter Präsident wird“.

Ein Teilnehmer brachte es dann auf den Punkt: „Herr Professor, die Liste meiner Fragen ist so lang wie Ihr Lebenslauf“.